Erst wenn wir Ziele für Ausstellungen definieren, können wir feststellen, ob eine Ausstellung die gewünschte Wirkung beim Publikum hinterlässt. Das heißt aber auch, das Museen Federn lassen müssen, wie Bernd Holtwick von der Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund erklärt. Ein Gastkommentar.
Wir arbeiten in der DASA (Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund) schon seit einigen Jahren an Qualitätskriterien. Den wesentlichen Impuls dazu liefert der deutsche Bundesrechnungshof, der von uns verlangt, dass wir eine Erfolgskontrolle für unser Handeln etablieren. Wir haben das als Impuls genommen, um ganz grundsätzlich die Frage zu stellen: Was bringt/nützt/bewirkt eine Ausstellung? Warum braucht man sie überhaupt? Jetzt kann man viele Antworten liefern, aber meine Idee war, ganz allgemein zu bleiben. Ich glaube, dass es genügt, zu sagen: Die Qualität einer Ausstellung bemisst sich daran, wie gut sie ihre Ziele erreicht.
Hier stellt sich direkt die Frage: Kann jetzt jeder einfach machen, was er oder sie will? Die Antwort ist: Im Prinzip Ja – wenn die Verantwortlichen bereit sind, sich festzulegen und sich öffentlich daran messen zu lassen.
Auf dieser Grundlage ist der erste Schritt, die Ziele für jede Ausstellung konkret festzulegen, und zwar, indem man sie explizit formuliert und öffentlich einsehbar macht. Erst dadurch werden sie diskutierbar. Das scheint mir extrem wichtig: Es muss aus meiner Sicht eine Kontrollinstanz geben, da sonst die grosse Gefahr besteht, dass Ziele trivial und unambitioniert gesetzt werden. Diese Kontrollinstanz sollte ein Museumsträger sein, ebenso wie eine kritische Öffentlichkeit.
Die Ziele müssen überprüft werden. Das geht aber nur, wenn sie so formuliert sind, dass man überhaupt feststellen kann, ob sie erreicht wurden oder nicht. Das zwingt, wenn man es ernst nimmt, schon zu einer ziemlichen Konkretisierung. Und es würde uns vieles an schwammigen Allgemeinplätzen ersparen, die man oft von Museen hört, wenn sie beschreiben, wofür sie alle nützlich sind. Nur dann lässt sich diskutieren, ob es gerechtfertigt ist, den Aufwand zu betreiben, der für Ausstellungen nun einmal anfällt.
Erst auf einer solchen Grundlage ist als zweiter Schritt eine Überprüfung der Zielerreichung, eine Evaluation, möglich. Auch hier wiederum ist Transparenz entscheidend. Nur wenn klar erkennbar ist, wie evaluiert wird, lassen sich die Methoden und die mit ihnen erzielten Ergebnisse wiederum diskutieren und öffentlich bewerten.
Was für die Ziele und die Methoden gilt, muss auch für die Ergebnisse gelten: Sie müssen transparent sein. Und auch das hat Folgen, die man mitunter unangenehm finden kann: Wenn die Zielerreichung nicht geklappt hat, sieht man das.
Was heisst das nun konkret für unsere Arbeit und unsere Zielsetzungen in der DASA? Da ist zunächst das, was man als „äusseren Rahmen“ bezeichnen könnte:
Dann müssen auch Inhalt und Gestaltung eine Reihe von Anforderungen erfüllen:
Die „Königsklasse“ der Ziele erreichen wir, wenn wir über Wirkungen reden. Letztlich haben wir unsere „Wirkungs-Ziele“ von der Perspektive der „Verkaufsargumente“ her formuliert: Womit können wir Besucher für die DASA gewinnen? Was bewegt Menschen zum Besuch der DASA? Dem liegt tatsächlich schon eine langjährige Besucherbefragung zugrunde. Aus der haben wir gelernt.
Ganz grundlegend für die Evaluation ist für uns die standardisierte Befragung der Besucherinnen und Besucher. Wir führen sie für alle Eigenproduktionen von Wechselausstellungen und für die grösseren ausgeliehenen Ausstellungen durch. Bei den meisten Teilzielen haben wir Zugstimmungswerte o.ä. definiert, die wir dann überprüfen.
Manches lässt sich allerdings nicht quantifizieren, so dass wir auf qualitative Methoden angewiesen sind. Wir haben einiges ausprobiert. Für mich am aussagekräftigsten scheint mir im Moment, dass wir vorab in einer Karte festlegen, welche Bereiche am häufigsten und intensivsten besucht werden. Dann ermitteln wir in der Beobachtung, inwieweit das zutrifft und ob die Verhaltensweisen unseren Erwartungen entsprechen.
Ergänzend dazu brauchen wir m.E. auch noch eine intensivere Form der Besucherrückmeldungen, entweder in Gestalt von Tiefeninterviews oder eines begleiteten Rundgangs, bei dem im direkten Austausch Einblicke gewonnen werden.
Das wesentliche Desiderat ist bisher wohl noch die öffentliche Diskussion. Allerdings liegt die Problematik nicht darin, dass die DASA etwas verbergen möchte, sondern eher darin, dass es mehr kritische Diskutanten bräuchte. Der von der DASA moderierte Blog „Ausstellungskritik“ ist ein bescheidener Versuch, dazu Impulse zu liefern – „cultural impact“ sicher ein noch besserer.
Bernd Holtwick, geboren 1968, studierte Geschichte, Soziologie und Germanistik an der Universität Bielefeld. Er arbeitete von 2000 bis 2005 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am „Haus der Geschichte Baden-Württemberg“ in Stuttgart, danach bis 2010 als Leiter des Kultur- und Archivamts beim Landkreis Biberach. Seit 2011 ist er Ausstellungsleiter der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund, die zur Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gehört.
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